Über Geld spricht man nicht. Man muss es aber!

„Eignet sich Geld für Smalltalk. und warum eigentlich nicht?“

Ich bin aufgeregt. Dies ist mein 1. Blogartikel über Geld. Ich habe meine 1. Unterrichtsstunde zum Thema Geld gehalten und will hier darüber schreiben. Denn für mich war es etwas besonderes und es fühlt sich wie der Anfang von etwas Größerem an.

Vor der Unterrichtstunde

Soll ich das wirklich machen? Finden meine Schüler das gut? Und über Geld spricht man doch nicht?

Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich nachdachte mehrere Stunden über das Geld mit meinen Schülern zu reden. Ich beschäftige mich mit dem ganzen Themenkomplex schon länger. Das Thema ist meiner Meinung nach in der Schule komplett unterrepräsentiert, dabei ist es doch zentral.

Wir arbeiten für Geld. Viele würden nicht mehr arbeiten gehen, wenn sie kein Geld verdienen würden. Wir kaufen uns Dinge für Geld. Wir haben Sorgen, wenn wir Schulden haben. Und wir können tun und machen was wir wollen, wenn wir unendlich viel Geld hätten.

Geld ist wichtig

Für mich ist also ganz klar, Geld ist wichtig! Aber über Geld spricht man nicht. So hatte auch ich meine Hemmungen über Geld zu sprechen. Und die habe ich immer noch.

Ich hatte auch Hemmungen mit meinen Schülern über Geld zu sprechen. Ich bin Mathe und Physiklehrer. Und ich habe einen Bildungsplan zu erfüllen. Darin kommt Geld nicht vor. Aber es war die Oberstufe, das Abitur war geschrieben, keiner wollte ins mündliche Abitur, ich konnte also machen was ich wollte. Also fragte ich meine Schüler: 3 Unterrichtsstunden über Komplexe Zahlen oder über Geld.

Die Resonanz war eindeutig: Wir reden über Geld. Ich erzählte was ich in den drei Stunden vorhatte:

  • Die 1. Stunde geht über Lohn und Euerem Lohnzettel. Wieviel Netto bleibt vom Brutto?
  • Die 2. Stunde geht über Versicherungen, die man braucht, die man machen kann und die Unsinn sind. Warum sollte man seinen Versicherungsvertreter nicht glauben?
  • Die 3. Stunde geht über die verschiedenen Geldanlage und die Frage, warum wir Deutschen keine Aktien kaufen?

Das war mein Plan. Die Schüler willigten ein. Sie wollten aber mehr Wissen.

  • Was ist wichtig beim Mietvertrag?
  • Muss ich GEZ zahlen?
  • Brauch ich eine Waschmaschine?

OK, dann machen wir auf jeden Fall noch eine 4. Unterrichtsstunde über die eigene erste Wohnung und was es da zu beachten gibt.

Nach zwei Unterrichtsstunden

Die ersten zwei Stunden sind rum. Ich hatte erst nach Arbeitsblättern im Internet gesucht. Aber so richtig fand ich nix, vorallem fehlten mir Zahlenbeispiele. Ohne diese bekommt man doch kein Gefühl für Geld. Folgende Fragen wollte ich, dass die Schüler grob einordnen können:

  • Wieviel Netto bleibt einen von 1000€ Ausbildungsgehalt?
  • Wieviel Netto bleibt einem von einem guten Lohn von 5000€ im Monat?
  • Wieviel zahle ich für eine Berufsunfähigkeitsversicherung und warum so viel?
  • Wieviel zahle ich für eine Haftpflicht und warum brauche ich sie unbedingt?

Ich bin zufrieden. Meine Schüler können diese Fragen jetzt beantworten. Sie haben ein Gefühl, wieviel Prozent man Steuer und Sozialversicherung zahlt. Sie wissen, dass eine Rentenversicherung eigentlich gar keine richtige Versicherung ist, sondern eine Kapitelanlage. Und ich habe sie selten so interessiert gesehen.

Selten waren meine Schüler so interessiert dabei!

Über Geld muss man sprechen

Man spricht zwar nicht über Geld, aber man muss darüber sprechen. Sonst stolpert jeder durchs Leben und bringt sich alles über Geld selber bei oder hört nur auf Berater, die ihre eigenen Interessen verfolgen. Man muss über Geld reden um seinen Umgang zu lernen. In der Schule wissen wir, dass sich Wissen verfestigt, wenn man mit anderen darüber spricht. Über viele wichtige Themen im Leben, z.B. Liebe, Sex und Geld machen wir das nicht. Das mit dem Geld gehe ich jetzt mal an. Vielleicht auch mal als Smalltalkthema. Nicht nur, was sind deine Hobbies, sondern wie verwaltest du eigentlich dein Geld? Oder hast du eine Berufsunfähigkeitsversicherung?

Was meint ihr? Muss man über Geld sprechen? Oder ist das weiterhin ein Tabuthema?